»Green Production – Grüne Filmproduktion« —  Filmverband Sachsen e.V.

Die Filmindustrie ist eine der energieintensivsten Branchen. Und somit ist der CO2-Fußabdruck der Filmindustrie sehr hoch. Dass es auch in der Filmbranche Projekte gibt, die Treibhausgase reduzieren, ist zumindest in Deutschland noch nicht vielen Filmherstellern bekannt. Der »Auslöser" hat sich bei einigen Filmproduktionsfirmen in Sachsen umgehört:

»Nachhaltigkeit ist ja so ein Schlagwort für sich«, sagt Carsten Stöter, Filmproduzent aus Leipzig. Seine Firma Rohfilm gibt es seit 2005, seitdem hat sie mehrere Spielfilme und Dokumentarfilme hergestellt. »Es wäre vermessen zu sagen, dass ich da immer dran denken würde. Grün leben, grün denken und Umweltschutz an sich ist für mich ein Thema, über das ich mir Gedanken mache. Aber ob wir nun wirklich grün produzieren können, daran habe ich so direkt noch nicht gedacht.« Damit steht Stöter nicht alleine da. Für viele deutsche Filmhersteller ist Green Producing noch ein Fremdwort, die Film- und Medienbranche in Deutschland in ökologischer Hinsicht noch überwiegend ein Entwicklungsland.

Klimaschutz in Deutschland ist also beim Film noch nicht ganz angekommen.

Doch verstärkt nehmen sich Filmproduzenten, Filmförderungen und die Medienpolitik des Themas »grüne Filmproduktion« an. Immer mehr Filminitiativen versuchen Anreize zu geben, dass Filmschaffende freiwillig nachhaltig reagieren. Produkte, mit den Etiketten »grün«, »öko«, »bio« kommen beim Konsumenten gut an – das haben bisher nicht nur Lebensmittelhersteller und Stromproduzenten festgestellt, auch Klamottenlabels und Automobilhersteller werben zunehmend damit. Ein grünes Label verkauft sich gut – auch in der Filmbranche in Deutschland kann das ermöglicht werden. So wurde die ZDF-Serie »Der Landarzt« beispielweise »grün« produziert.


Handlungsmöglichkeiten für Filmproduktionsfirmen

  • Kommunizieren Sie den Willen zur umweltfreundlichen Produktion gegenüber Ihrem Team. Allein das Wissen, dass am Set darauf geachtet werden soll, ist oft die beste Voraussetzung für umweltgerechteres Handeln.
  • Beauftragen Sie ein Teammitglied am Set, das als ‚green runner' einen Blick auf unnötigen Materialeinsatz, Energieverschwendung und Müllvermeidung und -trennung hat.
  • Sollten Fahrzeuge gemietet werden, empfiehlt es sich, auf Hybridfahrzeuge zu setzen, da hier effektiv weniger Kraftstoff verbraucht wird.
  • Energiesparende Leuchtmittel mit niedrigem Verbrauch am Set und im Büro sind empfehlenswert.
  • Vermeiden Sie den Einsatz von Plastik- oder Styroporgeschirr bzw. fordern Sie vom Caterer
  • grundsätzlich Alternativen.
  • Setzen Sie, wann immer möglich, Fahrradkuriere ein.
Quelle: Best Practice Guide der Filmcomission Schleswig-Holstein

In den Bereichen Energie und Treibstoff kann durch einen sinnvollen Einsatz der Transportmittel die CO2-Emission reduziert werden. Denn durch Reiselogistiken wird viel Energie verbraucht: Alle Teammitglieder vom Schauspieler über den Regisseur bis zum Catering und den Beleuchter müssen rechtzeitig von einem Drehort zum anderen transportiert werden. Das ist kostenintensiv. Meist noch kostenintensiver ist es, ökologisch zu produzieren, so denken zumindest noch viele Firmeninhaber. »Aufgrund der kurzen Zeit und des schnellen Handelns kann man nicht auch noch Müll trennen ohne Mehrkosten zu haben«, glaubt Stöter. Beim Catering werde zwar versucht auf Einwegbecher und -geschirr zu verzichten, »oftmals ist es aber gerade abends nicht einzuhalten, wenn der Cater sich schon verabschiedet hat und es noch eine Suppe gibt, werden dann die Plastikbehälter hingestellt, die dann in der Mülltüte verschwinden. Aber wir achten darauf, dass es kein Plastikeinwegbesteck gibt«, sagt der Firmeninhaber.

Auch für den Firmenchef der ariane-film GmbH, Christian Schulzki, der gemeinsam mit Axel Müller-Honow die Geschäfte führt, ist grünes Produzieren vor Ort nur bedingt möglich, da sich entsprechende Einschränkungen ergeben. Meist bestimmen Geld- und Zeitknappheit den Produktionsrhythmus. Täglicher Abfall wird nicht recycelt. »Batterien nehmen wir aber natürlich wieder mit und entsorgen sie dann. Im Büro und in der Postproduktion arbeiten wir seit zwölf Jahren mit Biostrom«, sagt Christian Schulzki. Er ergänzt: »Für die Mitarbeiter gibt es eine Beteiligung für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wie im Raum Leipzig die LVB-Umwelt-Karte oder bundesweit die BahnCard 50.« Eine Ökobilanz hat er für sein Unternehmen bisher noch nicht gemacht. Mit ihr lassen sich die verbundenen ökologischen Auswirkungen des gesamten Produktlebenswegs analysieren, deren Energieumsätze und die daraus resultierenden Umweltbelastungen bewerten. So werden erfolgte Einsparungen und eine Veränderung des CO2-Ausstoßes in der Bilanz sichtbar. Neben diesem Schritt ist es entscheidend, dass Filmproduktionen eine Strategie entwickeln, mit der sie in einem bestimmten Zeitraum ihren Energie- und Ressourcenverbrauch effektiv reduzieren und klimafreundlich umsetzten: Beispielsweise durch Fahrgemeinschaften oder einem Mobilitätsplan, auf dem der Benzinverbauch der Fahrzeuge dokumentiert wird.

Auch Firmenchef Carsten Stöter hat im Alltagsgeschäft noch keine Ökobilanz gezogen. Sein Augenmerk liegt vordergründig auf der Produkterstellung für Film und Fernsehen. Im Büro setzt er auf Recyc-lingpapier und schont somit die globalen Ressourcen. »Drehbücher, die in der Akquisephase gelesen werden, werden ja mehrmals ausgedruckt. Für das interne Lesen werden sie beidseitig bedruckt und später recycelt,« sagt Stöter. Auch im E-Mail-Verkehr achtet er darauf, dass nur noch unbedingt, dann ausgedruckt wird, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Pro Seite lassen sich so ca. 200 ml Wasser, 2g CO2 und 2g Holz sparen.

Für viele Filmhersteller steht in der Regel aber erst einmal die Frage im Vordergrund, wie schaffe ich es, wirtschaftlich gute Umsätze zu erzielen. Doch die müssen nicht zwangsläufig rückläufig werden, wenn man klimafreundlich produzieren will. Dank neuer Technologien und des digitalen Zeitalters kann auf Bandmaterial verzichtet und so Nachhaltiges für die Umwelt getan werden. Für Matthias Sievert, Geschäftsleiter der Maja-Production, ist grünes Produzieren möglich. Es sei eine Geld- und Zeitfrage, über die es sich lohnt im Vorfeld den Kopf zu zerbrechen. »Vor der Produktion muss geplant werden, was man braucht. Und dann muss es ein gemeinsames Miteinander geben. Dass man beim Kaffeetrinken Becher mehrmals nutzt, seinen Namen darauf schreibt und dann darauf achtet, in welche Tonne man ihn schmeißt.« Dafür brauche es ein „ökologisches Gewissen. Das ist am Set da. Wir achten darauf, dass wir wiederverwertbare Materialien verwenden. Dekorationen und Bauteile werden so hergestellt, dass sie ökologisch vertretbar und im Idealfall wieder verwertbar sind.«

Damit nachhaltiges Produzieren in der Film- und Medienbranche verstärkt zum Thema wird, hat die Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein (FFHSH), den sogenannten »Grünen Drehpass« entworfen. Diese Auszeichnung soll an umweltfreundliche Dreharbeiten vergeben werden. Ergebnisse der Ökobilanz eines Unternehmen werden bei Vergabekriterien des Grünen Drehpasses mit berücksichtigt. Der Vorteil des Grünen Drehpasses ist es, dass durch ihn die Kommunikation mit externen Partnern erleichtert werden kann. So konnten bisher städtische Dienstleister aus Hamburg als Partner für den Grünen Drehpass gewonnen werden. Man muss sich nicht mehr mit den Gegebenheiten vor Ort zufrieden geben, sondern kann beispielsweise von Service-Paketen zur umweltgerechten Abfallentsorgung profitieren. Ob ein Film einen erfolgreichen Umsatz erzielt oder nicht, ist abhängig vom Zuschauer. Und einem ökologisch korrekt gedrehten Film gibt man nicht den Vorzug, nur weil ein grünes Label auf dem Filmplakat klebt. Es geht immer darum, interessante und anspruchsvolle Filme zu machen. Beides gemeinsam kann möglich sein – wenn man rechtzeitig mit der ökologischen Planung beginnt.

Link

CO2 Calculator für Filmproduktionen Link

Grüner Drehpass Link

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